Rückblick: FOR in 2011

    von Sven W. Speer

    Zuerst gab es nur einen Blog. Erst zur Religionspolitik, dann zur Offenen Religionspolitik. Im Januar 2011 schließlich haben wir mit vierzehn Mitgliedern das Forum Offene Religionspolitik aus der Taufe gehoben. Nichtreligiöse, Christen und Muslime haben sich das Ziel gesetzt, eine Religionspolitik zu fördern, „die allen Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften unter der Wahrung der Freiheitsrechte aller Bürger gleichen Zugang zum öffentlichen Raum und zu staatlicher Unterstützung einräumt“. So sagt es der oberste Vereinszweck in unserer Satzung.

    Seitdem haben wir viel erreicht. Zentral für unsere Arbeit war und ist nach wie vor unser Blog, in dem wir neue Ideen entwickeln, präsentieren und verbreiten. Einen Überblick zu unseren Inhalten dort hat kürzlich Sonja Völker gegeben, weshalb ich hier nicht die Inhalte wiederholen möchte. Knapp zwanzig Beiträge haben wir dieses Jahr im Blog veröffentlicht. Beiträge von Matthias Kortmann zur Deutschen Islam Konferenz und zur Anerkennung des Islam haben die Islamische Zeitung und die Heinrich-Böll-Stiftung abgedruckt und weiterverbreitet. Mehr als 3000 Besucher haben sich unsere Homepage angeschaut, 1000 davon allein in den letzten 30 Tagen. Unsere Ideen sind gefragt, weil sie neu und innovativ sind. Einzelne Beiträge haben sich rasend schnell verbreitet, so mein Beitrag zu betenden Muslimen in der Schule. Dieser ist bis heute mehr als 200mal bei Facebook geteilt worden.

    [pullquote_right]Mehr und mehr Menschen kennen und fordern Offene Religionspolitik. Sie erkennen darin eine religionspolitische Alternative zum bestehenden engen Verhältnis von Staat und Amtskirchen in Deutschland sowie zu einer strikten Trennung von Staat und Religion.[/pullquote_right]Sowohl die grüne als auch die liberale politische Familie interessieren sich sehr für unsere Ideen und unterstützen uns. Heinrich-Böll-Stiftung, Bündnis90/Die Grünen und die Grüne Jugend auf der einen Seite, Friedrich-Naumann-Stiftung, FDP und die Jungen Liberalen auf der anderen: Als Redner und Referenten waren wir bei ihnen von Bonn bis Berlin und Potsdam, von Göttingen und Frankfurt am Main bis Stuttgart, in Gummersbach, Bad Zwischenahn und Washington, D.C. Diese gute Zusammenarbeit wollen wir pflegen und Kontakte zu den anderen politischen Kräften in Deutschland stärken.

    Auch jenseits der Parteipolitik haben wir mit vielen Institutionen zusammengearbeitet. Beim Institute for Cultural Diplomacy in Berlin habe ich die Idee einer Offenen Religionspolitik vorgestellt. Sonja Völker hat uns bei dem Jungen Forum – Generation Zukunft der Bertelsmann-Stiftung vertreten. Sie war auch beim Iftar-Empfang des baden-württembergischen Ministerpräsidenten und gemeinsam mit mir zu einem Gespräch mit dem Referat für Kirchen und Religion, Integration und Werte in Stuttgart. Der German Marshall of the United States wird eine Politikempfehlung von mir mit dem Arbeitstitel „Overcoming the Domestication of Islam in Germany“ veröffentlichen. An der American University in Washington, D.C. habe ich erste Ansätze einer Offenen Religionsaußenpolitik skizziert.

    Mehr und mehr Menschen kennen und fordern Offene Religionspolitik. Sie erkennen darin eine religionspolitische Alternative zum bestehenden engen Verhältnis von Staat und Amtskirchen in Deutschland sowie zu einer strikten Trennung von Staat und Religion. Wir von FOR stellen uns jeder Diskussion und keine Debatte ist uns zu heiß. Wir freuen uns aber, dass wir so viel positive Rückmeldung bekommen: von Atheisten, Christen und Muslimen, über alle Parteigrenzen hinweg. Das motiviert uns mehr als alles andere, unsere Arbeit im kommenden Jahr nicht nur fortzusetzen, sondern auch zu intensivieren.

    Der erste Höhepunkt dazu steht bereits in wenigen Wochen an: Beim FORdenker-Kongress 2012 in Osnabrück werden wir Empfehlungen für die Politik entwickeln, wie bei religiösen Symbolen und Beamten, der Anerkennung von Religionsgemeinschaften und dem Religionsunterricht verfahren soll. Auch 2012 wird ein spannendes Jahr für das Forum Offene Religionspolitik. Das bisherige Wachstum vor Augen, bin ich zuversichtlich, auch im kommenden Jahr wieder über Erfolge berichten zu können, die alle unsere Erwartungen übertroffen haben.

    Dr. Sven Speer ist Vorsitzender des Forums Offene Religionspolitik (FOR) seit dessen Gründung 2011. Als Mitarbeiter und im Rahmen von Vorträgen und Gutachten berät er Regierungsorganisationen, Abgeordnete, Religionsgemeinschaften und Verbände zum Verhältnis von Staat und Religion – u.a. in Berlin, Jerusalem, Beirut, Kairo, Washington D.C., Houston und Salt Lake City. Er ist darüber hinaus Co-Founder von inteero, einer Plattform für Online-Einrichtungsberatung. Speer hat Politikwissenschaft und Geschichte studiert und am Exzellenzcluster ‚Religion und Politik‘, am German Marshall Fund of the United States und am Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien zur politischen Regulierung von Religion geforscht.